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30.01.2025

Zu viel am Smartphone: Das kann körperliche Folgen haben

Smartphones sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Doch der übermäßige Gebrauch kann negative Konsequenzen für unsere Gesundheit haben: Neben den psychischen Folgen wie Abhängigkeit, der Angst, etwas zu verpassen, und mangelnde Konzentrationsfähigkeit können auch körperliche Erkrankungen daraus entstehen.

Nacken, Rücken und Schultern stark belastet

Viele von uns schauen zuhause und unterwegs häufig und vielfach auch für längere Zeit auf ihr Smartphone. Mal abgesehen davon, dass durch den gesenkten Blick der Fußgänger zahlreiche Unfälle passieren, kommt es durch die unnatürliche Kopfhaltung zu einseitiger Belastung und zu verkrampfter Muskulatur. Der sogenannte Handynacken (Tech Neck) ist mittlerweile weit verbreitet.

Stehen wir aufrecht und dabei gerade, wird die Nackenmuskulatur durch den Kopf mit einem Gewicht von ungefähr fünf Kilogramm belastet. Beugen wir den Kopf weiter vor, wirkt auf die Muskeln eine immer stärkere Kraft ein. Bei einem Winkel von etwa 45 Grad sind es sogar über 20 Kilogramm. Das überlastet die Muskeln, die ständig überdehnt werden. Sie verhärten sich, verspannen also. Das verursacht Schmerzen.

Zudem verkürzen sich die Muskeln im vorderen Hals- und im Brustbereich, während die hinteren Halsmuskeln sich verlängern. Das Ungleichgewicht stört einen sinnvollen Kraftaufbau der Muskeln. Der unnatürlichen Krümmung der Halswirbelsäule passt sich nach und nach unser Rücken an – und wir entwickeln einen Rundrücken. Die ungesunde Körperhaltung belastet die Rückenmuskulatur ebenfalls und kann einen schnelleren Verschleiß der Bandscheiben bewirken.

Auch beim Sitzen am Schreibtisch oder auf dem Sofa schadet der stark geneigte Kopf.

Smartphone-Schulter

Da wir das Smartphone beim Herumlaufen festhalten, leiden auch unsere Schultern bei der unnatürlich vorgebeugten Körperhaltung. Aber auch das Aufstützen der Ellenbogen im Sitzen oder Liegen schadet. Insbesondere das häufige Anheben und gleichzeitige Verdrehen der Arme, um Bilder und Videos anzusehen oder Fotos (Selfies) zu machen, wirkt sich negativ auf die Schulter aus. Dabei kann die sogenannte Rotatorenmanschette, eine Gruppe aus vier Sehnen, deren dazugehörige Muskeln die Schulter bewegen, überlastet werden. Beim Engpass (Impingement)-Syndrom treten starke Schmerzen auf, und die Beweglichkeit der Schulter nimmt ab. Hier helfen im Akutfall Ruhe und Schmerzmittel, später gezielte Physiotherapie.

Handydaumen oder WhatsAppitis

Viele Smartphone-Nutzer schreiben blitzschnell zahlreiche Textnachrichten mit den Daumen oder wischen damit über das Display. Dabei werden die Daumen oft gedehnt und unnatürlich abgespreizt. Die dabei auftretende Überbelastung des daumenseitigen Handgelenks kann sich zu einer schmerzhaften Sehnenscheidenentzündung entwickeln. Der Schmerz kann sogar bis in die Ellenbogen hinaufziehen. Auch die Daumengelenke werden beim schnellen Tippen übermäßig beansprucht. Ob dadurch erhöhte Verschleißerscheinungen und eine Daumenarthrose möglich sind, ist noch nicht eindeutig bewiesen.

Trockenes Auge durch lange Bildschirmzeiten

Starren wir längere Zeit auf einen Bildschirm, egal, ob am Computer, Laptop, Tablet oder Handy, bewirkt dies, dass wir weniger Blinzeln. Normalerweise dient der Lidschlag dazu, den Tränenfilm des Auges aufrechtzuhalten. Deshalb trocknet das Auge durch lange Bildschirmzeiten schneller aus. Symptome trockener Augen können ein Juckreiz und manchmal ein Fremdkörpergefühl sein.
Anhaltende Beschwerden der digitalen Augenbelastung (englisch: Digital Eye Strain) können auch durch Tränenfluss, Augenflimmern, verschwommenes Sehen, allgemeine Müdigkeit und Kopfschmerzen gekennzeichnet sein.

Bei Kindern und Jugendlichen beeinflussen lange Bildschirmzeiten indirekt die Augenentwicklung negativ und führen zu Kurzsichtigkeit. Denn wer am Computer oder Handy spielt, geht nicht oder weniger nach draußen und stellt seine Augen anhaltend auf eine kurze Sehdistanz ein. Für das Längenwachstum des Augapfels ist aber Helligkeit im Freien wichtig, wie eine Studie gezeigt hat.

Akne durch Handynutzung

An vielgenutzten Smartphones haftet meist eine Menge – in der Regel unsichtbarer – Dreck: besonders Fett sowie Bakterien von Händen und aus der Umgebung. Halten wir das Handy beim Telefonieren an unser Gesicht, können die Keime bei empfindlicher Haut einen Ausschlag auslösen.

Was kann ich tun, um vorzubeugen?

Um den genannten negativen Folgen vorzubeugen, können verschiedene Maßnahmen hilfreich sein:

  • Begrenzen der Nutzungsdauer des Smartphones (und anderer Geräte mit Bildschirm)
  • Regelmäßige Bewegungspausen einlegen
  • Bei (längerer) Nutzung sollten wir auf unsere Körperhaltung achten: aufrecht – ohne Rundrücken und Hohlkreuz
  • Eine Handyhalterung am Arbeitsplatz kann das übermäßige Abknicken der Nackenmuskulatur verhindern
  • Sport und Bewegung trainieren unsere Muskeln; gezielte Übungen können beanspruchte Muskelgruppen unterstützen und entlasten
  • Wer länger am Bildschirm sitzt, sollte regelmäßig Pausen einlegen – auch für die Augen: beispielsweise nach der 20-20-20-Regel: Etwa alle 20 Minuten für 20 Sekunden den Blick in die Ferne schweifen lassen und Objekte in 20 Fuß (6 Meter) Entfernung betrachten.
  • Bewusst Blinzeln; gegebenenfalls befeuchtende Augentropfen nutzen. Oder noch besser: mehrmals täglich lachen. Das kann den Tränenfilm sogar besser stabilisieren als Augentropfen, wie eine Studie zeigen konnte.
  • Die Hände immer gut waschen und das Smartphone regelmäßig reinigen. Aber Achtung: Aggressive Reiniger können den Bildschirm angreifen.

 

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Quellen:

https://ortho-center.eu/wirbelsaeule/nackenschmerzen/handynacken/

https://www.aerzteblatt.de/archiv/199475/Randnotiz-Volksleiden-WhatsAppitis

https://www.apotheken.de/news/13925-lachtraining-statt-augentropfen

https://www.bauerfeind.de/de/gesundheit/hand-handgelenk/handschmerzen/handydaumen

https://www.deineapotheke.at/gesundheit/fehlbelastungen-durch-pc-tablet-und-smartphone-1526502

https://www.derstandard.at/story/2000020173515/smartphone-schulter-durch-unguenstige-haltung-beim-surfen

https://www.menshealth.de/behandlung/erste-hilfe-fuer-typische-handy-krankheiten/

https://www.noz.de/lebenswelten/gesundheit-fitness/artikel/verspannungen-durch-das-handy-chefarzt-erklaert-47110188

https://www.schoen-klinik.de/rotatorenmanschettenruptur

https://www.springermedizin.de/augenerkrankungen-in-der-hausarztpraxis/untersuchungen-der-augen/trockene-augen-durch-langes-starren-auf-den-bildschirm/23957204

https://www.ukaachen.de/kliniken-institute/mfa-zfa/alle-beitraege-aus-news/news-5/bildschirmarbeit-tipps-fuer-gesunde-augen/

https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/rundruecken-loswerden-uebungen-tipps-100.html

Kaur K et al. Digital Eye Strain- A Comprehensive Review. Ophthalmol Ther. 2022 Jul 9; 11(5): 1655–1680. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9434525/

Sanchez-Tocino h et al. The effect of light and outdoor activity in natural lighting on the progression of myopia in children. J Fr Ophtalmol. 2019 Jan; 42(1): 2-10. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0181551218304406?via%3Dihubce/gesundheitsmanagement/digas/

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