
Zeckenalarm: So schützen Sie sich
Die Zeckensaison beginnt bereits im zeitigen Frühjahr. Ab etwa 8 Grad Celcius können die kleinen Tierchen aktiv sein. Durch ihren Stich übertragen die Parasiten Bakterien und Viren, die ernsthafte Erkrankungen auslösen können. Schützen können Sie sich durch Vorsichtsmaßnahmen und teilweise durch Impfungen.
Welche Krankheiten werden durch Zeckenstiche übertragen?
In Deutschland übertragen Zecken vor allem die beiden Infektionskrankheiten
- Borreliose
- Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Weitere Erkrankungen durch Zeckenstiche treten hierzulande gar nicht oder nur selten auf.
Übrigens: In älteren Texten findet man häufig noch die Bezeichnung „Zeckenbiss“. Es klingt ja auch irgendwie logisch, sich beim Gedanken an eine Zecke einen beißenden Parasiten vorzustellen. Biologisch korrekt ist das aber nicht, denn der Prozess, mit dem die Zecke bei Tieren und Menschen Blut entnimmt, lässt sich besser mit einem Stechen als mit einem Beißen beschreiben. Deshalb wird seit einigen Jahren in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Literatur hauptsächlich der Begriff Zeckenstich verwendet.
FSME: Frühsommer-Meningoenzephalitis
FSME ist eine Infektionskrankheit, die durch FSME-Viren auf den Menschen übertragen wird. Oft bleibt sie unbemerkt, es können aber auch grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen oder Schwindel auftreten. Während bei den meisten Betroffenen die Infektion nach einigen Tagen wieder abklingt, kann es bei einigen vorkommen, dass die Infektion nach etwa einer Woche noch einmal aufflammt. Bei einem schweren Verlauf kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute (Meningoenzephalitis) oder des Rückenmarks (Myelitis) entstehen. Schwere Folgeschäden wie Lähmungen sind möglich. Das Risiko für einen solchen schweren Verlauf von FSME ist bei Menschen ab 40 Jahren erhöht.
FSME: Risikogebiete
In Deutschland kommt FSME vor allem in Bayern und Baden-Württemberg vor. Weitere Risikogebiete liegen in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und im südöstlichen Brandenburg. Die Einschätzung der Risikogebiete für FSME wird regelmäßig aktualisiert. Jedes Jahr im Frühjahr veröffentlicht das Robert Koch-Institut (RKI) eine aktuelle Karte mit FSME-Risikogebieten in Deutschland.
Borreliose
Borreliose, auch Lyme-Borreliose, Lyme-Krankheit oder Lyme Disease genannt, ist eine Erkrankung, die durch eine Infektion mit einer bestimmten Bakterienart verursacht wird. Diese Borrelien (Borrelia burgdorferi) werden durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Borreliose kann sich auf verschiedene Organsysteme auswirken, zum Beispiel die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Da es aber keinen typischen Krankheitsverlauf gibt, kann es schwer sein, eine Borreliose von anderen Erkrankungen abzugrenzen.
Nach einem Zeckenbiss ist ein früher Hinweis auf eine beginnende Borreliose die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans), die bei 9 von 10 Betroffenen auftritt. Dabei handelt es sich um eine deutlich erkennbare ringförmige Hautrötung an der Stichwunde, im Zentrum häufig blasser als am Rand. Der rote Ring wandert dann allmählich nach außen. Die Wanderröte entwickelt sich drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich im Bereich der Einstichstelle.
Bei Borreliose kann es zu Symptomen wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit kommen. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Wird die Borreliose früh erkannt, haben Betroffene gute Chancen auf eine schnelle und vollständige Erholung.
Zeckenschutzimpfung: Wogegen hilft sie?
Die Zeckenschutzimpfung schützt ausschließlich gegen FSME-Viren, nicht gegen eine Borreliose. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen FSME allen Personen, die sich in FSME-Gebieten bewegen oder dort wohnen und von Zecken gestochen werden könnten. Gefährdet sind alle, die sich in der Natur aufhalten, in der Freizeit (Spaziergänger, Camper, Radfahrer, Jogger) sowie beruflich (Forstarbeiter und Beschäftigte in der Landwirtschaft).
Die Grundimmunisierung erfolgt durch drei Impfungen: Je nach verwendetem Impfstoff wird zwei Wochen bis drei Monate nach der ersten Impfung die zweite Impfdosis verabreicht. Eine dritte Impfung erfolgt nach weiteren fünf bis zwölf oder nach neun bis zwölf Monaten. Die erste Impfung sollte schon in den Wintermonaten erfolgen, damit bereits zu Beginn der Zeckensaison im Frühjahr ein ausreichender Schutz besteht. Eine erste Auffrischung wird nach drei Jahren, ab dann alle fünf Jahre empfohlen.
Kurzfristige Impfung
Manchmal macht das Leben kurzfristige Planänderungen notwendig, zum Beispiel wenn eine spontane Reise in ein FSME-Risikogebiet ansteht. Dann kann eine besonders rasche Immunisierung nach dem sogenannten Schnellschema erreicht werden. Je nach Impfstoff sind zwei bis drei Impfungen nötig. Damit kann schon drei bis fünf Wochen nach der ersten Impfung ein Impfschutz für ein bis anderthalb Jahre erreicht werden.
Wie kann man Zeckenstichen vorbeugen?
Grundsätzlich gilt: Überall wo es Pflanzen gibt, könnten auch Zecken sein. Das betrifft Wälder und Wiesen, aber auch Gärten oder Parks. Zecken können nicht springen und sie fallen auch nicht von Bäumen. Hierzulande liegt die typische Höhe, in der Zecken sitzen und auf einen Wirt warten, bei unter einem Meter über dem Boden. Es können sogar nur zwischen zehn und fünfzig Zentimeter sein. Die Zecke klettert dann beispielsweise auf einen Grashalm oder sitzt im Gebüsch und wartet darauf, dass ein Tier oder ein Mensch vorbeikommt. Dann wird sie bei Kontakt abgestreift und hält sich an ihrem Wirt fest.
Der beste Zeckenschutz ist die Meidung von Risikogebieten. Das ist aber nicht immer möglich. Deshalb können Sie folgende Punkte beachten, um einem Stich vorzubeugen.
Schützende Kleidung
Eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen ist passende Kleidung: Bedecken Sie die Haut großflächig mit langärmligen Shirts und langen Hosen. So machen Sie es Zecken schwer, eine Einstichstelle an Ihrem Körper zu finden. Zusätzlichen Schutz bietet es, wenn Sie die Hosenbeine in die Socken oder in die Schuhe stecken.
Apropos Schuhe: Barfußlaufen ist in Zeckengebieten keine gute Idee. Geschlossene Schuhe sind die bessere Wahl. Im Handel gibt es außerdem spezielle Anti-Zecken-Sprays zur Abwehr der kleinen Blutsauger. Diese Präparate können aber Inhaltsstoffe aufweisen, die als bedenklich angesehen werden.
Den Körper nach Zecken absuchen
Suchen Sie Ihren Körper – und gegebenenfalls den Ihrer Kinder und Haustiere – aufmerksam und gründlich nach Zecken ab. Die Parasiten bevorzugen möglichst geschützte Stellen der Haut, um für mehrere Tage saugen zu können. Beim Menschen sind zum Beispiel Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle bevorzugte Einstichorte. Auch am Haaransatz und hinter den Ohren sollten Sie nachschauen.
Auch wenn Sie nach gründlichem Absuchen keine Zecke gefunden haben, sollten Sie duschen – was Sie nach einem Aufenthalt draußen wahrscheinlich ohnehin vorhatten. Zecken stechen meist nicht direkt zu, da sie die Einstichstelle gut auswählen müssen, um dort möglichst mehrere Tage unentdeckt zu bleiben. Es kann also durchaus sein, dass sich das Tier noch herumkrabbelnd auf dem Körper befindet und beim Duschen abgewaschen wird. Hat die Zecke bereits gestochen, hat das Duschen keinen Einfluss mehr auf eine mögliche Infektion.
Zecke richtig entfernen
Wenn Sie eine Zecke entdeckt haben, entfernen Sie diese niemals ohne spezielle Utensilien. Benutzen Sie immer eine spezielle Zeckenzange oder Zeckenkarte, und entfernen Sie möglichst alle Teile der Zecke. Ist die Stelle schwer erreichbar, lassen Sie sich von einer anderen Person helfen. Greifen Sie die Zecke mit dem entsprechenden Instrument nahe der Hautoberfläche, dann erwischen Sie diese an ihren Mundwerkzeugen. Ziehen Sie die Zecke langsam aus der Stichstelle heraus und behandeln Sie die Haut anschließend mit einem Desinfektionsmittel.
Wichtig: Auf keinen Fall sollten Sie den Blutsaueger am vollgesogenen Körper greifen. Es besteht die Gefahr, dass dieser aufplatzt und Infektionserreger freigibt. Gleiches gilt für das Auftragen von Öl oder Klebstoff. Dadurch können Sie das Tier unnötig reizen und zur Abhabe von infektiösem Speichel verleiten.
Wenn Sie die Zecke nicht vollständig entfernen konnten, oder unsicher sind, gehen Sie direkt zu einer Ärztin oder einem Arzt.
Zeckenstich – und jetzt?
Wenn Sie glauben oder sogar wissen, dass Sie gestochen wurden und nicht sicher sind, was Sie jetzt tun sollen, kontaktieren Sie direkt eine Ärztin oder einen Arzt. Eine direkte Einnahme von Antibiotika wird nicht empfohlen, erst wenn ein Verdacht auf Borreliose besteht.
Beobachten Sie die Einstichstelle. Es kann sinnvoll sein, ein Foto von der Stelle zu machen, um verfolgen zu können, ob es zu einer Rötung oder sogar einem roten Infektionsring kommt. Wenn diese Rötung wandert oder der Infektionsring sich ausweitet, ist spätestens dann der Zeitpunkt, das ärztlich abklären zu lassen. Das gleiche gilt, wenn Sie in einem FSME-Risikogebiet sind/waren und sieben bis vierzehn Tage nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen bei Ihnen auftreten.
Extra-Tipp: Lassen Sie nach einem Zeckenstich auch Ihren Tetanus-Impfschutz überprüfen.
Quellen:
https://hirnstiftung.org/2023/03/zeckenstich/
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Zecken/Zecken.html#entry_16925946
https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/F/FSME/Karte.html
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Borreliose/Borreliose.html?nn=16777278
https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/borreliose/
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/FSME-Impfung/FSME-Impfung.html?nn=16777278
https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/fsme-fruehsommer-meningoenzephalitis/