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18.07.2024

Globalisierung und Klimawandel: Tropenkrankheiten in Deutschland

Dengue- und West-Nil-Fieber oder Malaria – das kennt man doch eher aus den Tropen. Aber verschiedene Tropenkrankheiten tauchen auch in Deutschland auf. Zum einen werden sie durch die zunehmende Erwärmung infolge des Klimawandels hierzulande heimisch, zum anderen können tropische Erkrankungen unerwünschte Urlaubsmitbringsel sein.

Was sind Tropenkrankheiten?

Tropenkrankheiten sind Infektionskrankheiten, die vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen auftreten – also dort, wo es warm und feucht ist. Auslöser sind Bakterien, Parasiten oder Viren, die vielfach von Mücken übertragen werden. Aber auch bestimmte Würmer oder Egel können als Überträger – sogenannte Vektoren – infrage kommen.

Beispiele für typische Tropenkrankheiten:

  • Bilharziose: Infektion durch Saugwürmer (Pärchenegel), die in (stehenden) Gewässern leben, sich durch die Haut bohren und in andere Organe wie zum Beispiel die Harnblase oder Leber wandern. Zwischenwirte sind Süßwasserschnecken.
  • Chikungunya-Fieber: Von Stechmücken (Ägyptische & Asiatische Tigermücke) (Ägyptische Tigermücke = Gelbfiebermücke) übertragene Viruserkrankung, Symptome sind hohes Fieber, starke Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen.
  • Dengue-Fieber: Viruserkrankung, von Stechmücken (Ägyptische & Asiatische Tigermücke) übertragen. Symptome sind oft grippeartige Beschwerden, Fieber bis 40 Grad, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Schwere Fälle mit Blutungen und Organversagen sind möglich (Blutfieber = Hämorrhagisches Fieber).
  • Ebola(-Fieber): Durch Ebolaviren ausgelöste, schwere Infektionskrankheit, die in bis zu 90 Prozent der Fälle tödlich verlaufen kann. Erregerquellen sind Fledertiere (und Menschenaffen).
  • Gelbfieber: Häufig milder Verlauf mit Fieber, Übelkeit und Schmerzen. Aber bei etwa 20 Prozent schwere Form mit Fieber, Leberschädigung mit Gelbsucht und eventuell tödlichem Ausgang.
  • Malaria: Durch einzellige Parasiten (Plasmodien) verursacht, die von Anopheles-Mücken übertragen werden. Ein Teil des Entwicklungszyklus läuft in der Mücke ab. Fieber, unspezifische Beschwerden, aber auch schwere Verläufe und Tod sind möglich.
  • West-Nil-Fieber: Von Stechmücken (Culex-Arten) übertragene Viruserkrankung, die oft symptomlos verläuft. Sonst sind grippeähnliche Beschwerden und Hautausschlag typisch, mit länger anhaltender Erschöpfung. Schwere Verläufe mit Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns oder anderer Organe sind möglich, die Spätfolgen oder Tod verursachen.
  • Zika: Durch Aedes-Mücken verbreitete Viruserkrankung, die auch sexuell und von schwangeren Frauen auf das ungeborene Kind übertragen werden kann. Beim Kind sind Fehlbildungen, besonders Mikrozephalie (= zu kleiner Kopfumfang, mit gestörter geistiger Entwicklung) mögliche Folgen.

Verbreitung tropischer Krankheiten

Die Tropen liegen beiderseits des Äquators zwischen den Wendekreisen (bis etwa 23. Grad nördlicher und südlicher Breite), daran schließen sich die Subtropen an (zwischen 23. und 40. Breitengrad). Dort finden sich viele beliebte Reiseländer in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika.

Für die Verbreitung von Tropenkrankheiten sind neben ausreichender Wärme und Feuchtigkeit die richtigen Überträger und das Vorhandensein etwaiger Zwischenwirte – wie bestimmte Wasserschnecken (Bilharziose) oder Fledertiere (Ebola) – ebenfalls entscheidend.

Außerdem spielen Hygienestandards und der Zustand des Gesundheitssystems für die Verbreitung der Tropenkrankheiten insbesondere in ärmeren Ländern eine wichtige Rolle. Das zeigen Krankheiten wie Cholera, Malaria oder Pest, die früher auch in Europa weit verbreitet waren und regelmäßig Todesopfer gefordert haben.

Die Durchfallerkrankung Cholera wird durch ein Bakterium (Vibrio cholerae) ausgelöst, wobei die Ansteckung hauptsächlich durch verunreinigtes Trinkwasser erfolgt. Malaria (tertiana, nicht tropica) war ebenfalls bis ins zwanzigste Jahrhundert in Deutschland verbreitet.

Tropenkrankheiten als Reisemitbringsel

Regelmäßig erkranken Reisende auch nach ihrer Rückkehr nach Deutschland an tropischen Krankheiten. Deshalb ist es bei unerklärlichen Symptomen immer wichtig, einen Arzt aufzusuchen und von der vorangegangenen Reise zu erzählen.

Typische Tropenkrankheiten sind oft weit verbreitet:

  • Bilharziose: in Afrika, Südamerika, der Karibik, im Nahen Osten und in Asien
  • Chikungunya-Fieber: in afrikanischen Ländern wie Senegal, Gambia und Tansania, aber auch in Süd- und Südostasien, seit 2013 auch in der Karibik, in Mittel-­ und Südamerika sowie Südeuropa
  • Dengue-Fieber: in Mittel- und Südamerika, Südostasien und Teilen Afrikas
  • Ebola: vor allem in Zentral- und Ostafrika (wiederholt in der Demokratischen Republik Kongo, in Gabun, der Republik Kongo, im heutigen Südsudan und in Uganda)
  • Gelbfieber: in Südamerika und Afrika
  • Malaria: überwiegend in Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas
  • West-Nil-Fieber: in allen Erdteilen, durch Zugvögel verbreitet
  • Zika: Süd- und Mittelamerikanische Länder (z.B. Brasilien), aber auch Asien und Afrika

Welche Krankheiten sich auch bei uns ausbreiten können

Menschen aus Deutschland können sich auf Urlaubs- und Geschäftsreisen mit Tropenkrankheiten anstecken. So wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) zum Beispiel von Januar bis Mitte April 2024 fast 600 Infektionen mit Dengue-Fieber gemeldet, die Reisende aus Süd- und Südostasien oder Süd- und Mittelamerika mitgebracht hatten.

Rund um große Airports ist die Flughafen-Malaria bekannt, bei der infizierte Mücken per Interkontinentalflug nach Deutschland einreisen und in der Umgebung Menschen stechen und mit Malaria anstecken.

Durch den Klimawandel – verbunden mit der Globalisierung, also einem erhöhten Reise- und Warenverkehr, – steigt das Risiko, sich auch in der Bundesrepublik mit Tropenkrankheiten anzustecken. Denn es wird in Deutschland immer wärmer. Das bedeutet, Infektionserreger und die übertragenden Mücken können auch hierzulande überleben und sich ausbreiten.

So ist die Asiatische Tigermücke – Überträger des Dengue-Fiebers – mittlerweile auch in Süddeutschland stellenweise anzutreffen. Im Sommer 2023 gab es den ersten Ausbruch der Erkrankung in Italien. Und in südlichen Regionen Ostdeutschlands wird seit 2019 von Vor-Ort-Infektionen mit dem West-Nil-Virus berichtet. Bereits 2011 – 2013 wurden Bilharziose-Fälle aus Südkorsika bekannt.

Fachleute geben aber (noch) Entwarnung: Derzeit sei die Wahrscheinlichkeit einer lokalen Übertragung von Chikungunya- und Dengue-Viren in Gebieten Europas sehr gering, da die Umweltbedingungen ungünstig sind – für die Aktivität der Überträger und die Virenvermehrung in den Mücken.

Schutz vor Tropenkrankheiten

Gegen einige Erreger gibt es die Möglichkeit, sich durch Impfungen zu schützen, gegen andere kann man mit Medikamenten vorbeugen. Die Mehrzahl der Erreger wird durch Mücken übertragen, deshalb ist insbesondere der Schutz vor Stichen durch lange Kleidung, Mückenmittel und Moskitonetze ein zentraler Bestandteil der Vorbeugung, die bei der Urlaubsvorbereitung  beachtet werden sollte.

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