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15.08.2024

Gesundes Raumklima: Worauf soll man achten?

Unser Leben wird sich in der kommenden kalten Jahreszeit wieder mehr in Räumen abspielen. Egal ob zuhause oder im Büro, das Raumklima hat einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden und auf unsere Gesundheit. Dabei spielen neben der Temperatur und Luftfeuchtigkeit – inklusive möglicher Schimmelbildung – insbesondere Belastungen durch Giftstoffe, das radioaktive Radon und auch Elektrosmog eine wichtige Rolle.

Wir geben ein paar Tipps, worauf Sie achten sollten.

Lüften hilft, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren

Wenn wir lüften, tauschen wir in der Regel verbrauchte gegen frische, sauerstoffreiche Luft aus. Wir beeinflussen aber auch die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Räumen. Ideal ist je nach Zimmer eine Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent.

Duschen, Kochen, Wäsche trocknen, aber auch unsere Atemluft lassen die Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen ansteigen. Bleiben die Fenster zu, steigt die Gefahr, dass sich Schimmel an den Wänden oder Fensterrahmen bildet. Das passiert insbesondere dann, wenn die Mauern sehr kalt sind und sich die Feuchtigkeit daran niederschlägt. Durch Lüften können wir die Luftfeuchtigkeit meistens senken.

Wie lüftet man richtig?

Richtiges Lüften bedeutet, die Fenster weit zu öffnen. Je nach Jahreszeit gibt es erhebliche Unterschiede bei der empfohlenen Dauer: So können bei warmem Wetter die Fenster auch länger geöffnet bleiben. Ist es allerdings heiß, ist es besser, sie tagsüber weitestgehend geschlossen zu halten und vor allem nachts und frühmorgens zu lüften – außer natürlich nach dem Duschen und Kochen. Im Winter reicht meistens ein fünf- bis zehnminütiges Stoßlüften aus – am besten dreimal täglich. Dabei die Heizungen abdrehen, um Energie zu sparen.

Kellerräume sind anfällig für Schimmel, da die Temperaturen dort in der Regel deutlich niedriger sind als in den Wohnräumen. Hier gilt: Am besten dann lüften, wenn die Außenluft kühler – und möglichst trocken – ist. Lüften wir den Keller an heißen Sommertagen, gelangt feuchtwarme Luft in den Keller. Die Feuchtigkeit kondensiert an den kalten Wänden und bietet dem Schimmel geeignete Wachstumsbedingungen.

Schadstoffarme Materialien bevorzugen

Wenn wir die Wohnung oder das Haus renovieren, sollten wir Farben, Tapeten und Bodenbeläge bevorzugen, die beispielsweise das Siegel "Blauer Engel" tragen. Das Umweltzeichen steht für Produkte mit keinen – oder wenigen – Schadstoffen sowie einer verringerten Freisetzung schädlicher Substanzen in den Boden, die Luft, das Wasser und in Innenräume, aber auch für eine nachhaltige und ressourcenschonende Herstellung.

Wenn Sie zum Beispiel Spanplatten kaufen, helfen Ihnen folgende Siegel: Der Blaue Engel sowie das Label natureplus kennzeichnen Spanplatten, die frei von halogenorganischen Verbindungen sind und die deutlich weniger flüchtige organische Verbindungen ausgasen. Spanplatten aus nachhaltiger Waldwirtschaft erhalten die Siegel Blauer Engel, natureplus sowie FSC und PEFC.

Generell gilt: Farben auf Wasserbasis sind gesünder als solche mit Lösungsmitteln. Denn Lösungsmittel, aber auch andere flüchtige Stoffe wie Formaldehyd, ein farbloses Gas, können ausdünsten und die Raumluft belasten. Das kann zu Kopfschmerzen, Allergien und Atemwegserkrankungen führen. Formaldehyd steckt zum Beispiel in textilen Bodenbelägen, Dämmstoffen, Holzwerkstoffen, Möbeln und sogar in Holzspielzeug. Auch hier helfen Siegel wie der Blaue Engel, schadstoffarme Modelle zu finden.

Radon bringt radioaktive Belastung

Durch unsere natürliche Umwelt sind wir täglich einer gewissen Menge Radioaktivität ausgesetzt. Dazu gehört das radioaktive Gas Radon, das beim Zerfall von Uran aus Gestein im Erdboden entsteht. Dabei sind die Gegenden in Deutschland unterschiedlich stark belastet: Im Mittelgebirge und im Alpenvorland ist die Radonkonzentration höher als in der norddeutschen Tiefebene, wie aus einer Karte des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) zur regionalen Verteilung hervorgeht.

Lungenkrebs durch Radon

Während im Freien die Radonkonzentration gering ist, kann sich das farb- und geruchlose Gas in Innenräumen – insbesondere im Keller – ansammeln. Denn durch Risse im Fundament oder nicht abgedichtete Kabel- und Rohrschächte, die Kontakt zum Erdboden haben, kann das Gas ins Haus gelangen.

Beim Einatmen können Radon und seine Zerfallsprodukte in hohen Konzentrationen das Risiko für Lungenkrebs steigern. Fachleute schätzen, dass hierzulande fünf Prozent der Lungenkrebs-Todesfälle auf Radon zurückgehen.

Wie lässt sich die Radonbelastung messen?

Wer die Radonbelastung zuhause messen möchte, kann sich von Messlaboren (Adressen über die Internetseite des BfS) (kostenpflichtig) passive Detektoren zusenden lassen. Diese werden zwischen drei und zwölf Monaten in den Räumen aufgestellt. Idealerweise wird ein ganzes Jahr gemessen, da die Konzentration im Jahresverlauf – abhängig vom Lüften – schwankt.

Ist der Radongehalt hoch, hilft ausgiebiges Lüften als Erstmaßnahme. Auf Dauer ist es sinnvoll, die Eintrittswege von Radon ins Gebäude abzudichten. Alternativ kann die Radon-haltige Luft mittels aktiver Verfahren abgesaugt werden. Bei Neubauten haben Bauherren die Pflicht, durch bauliche Maßnahmen das Eindringen von Radon ins Gebäude möglichst zu verhindern.

Elektrosmog verringern

Vom Menschen erzeugte elektromagnetische Felder werden umgangssprachlich als Elektrosmog bezeichnet. Was viele nicht wissen: Sie lassen sich in niederfrequente und hochfrequente Felder unterteilen. Dabei handelt es sich um unterschiedliche physikalisch Phänomene, die sich auch verschieden auf die Gesundheit auswirken können.

Niederfrequente elektrische und magnetische Felder

Alle Haushaltsgeräte werden mit niederfrequentem Wechselstrom betrieben. Das bedeutet, dass die Anzahl der Schwingungen kleiner als 100 Hertz ist. Sind die Geräte mit dem Stromnetz verbunden, erzeugen sie sowie die Leitungen niederfrequente elektrische Felder –­ egal, ob das Gerät an oder aus ist. Die Stärke der Felder verringert sich stark bei wachsender Entfernung zur Stromquelle. Zudem schirmen Haus- und Zimmerwände die elektrischen Felder ab.
Wird tatsächlich Strom verbraucht, kommen magnetische Felder dazu, deren Stärke vom Stromverbrauch abhängt. Sie nehmen ebenfalls mit ansteigender Entfernung ab, durchdringen aber Wände.

Fachleute stufen Haushaltsgeräte mit ihren geringen Feldstärken als unbedenklich ein. Trotzdem gilt der Rat, insbesondere im Schlafzimmer auf unnötige elektrische Geräte zu verzichten. Auch sollten nicht genutzte Geräte richtig ausgeschaltet werden. Das spart zusätzlich Stromkosten. Zudem sollte ein Radiowecker am besten mindestens einen Meter entfernt vom Kopf der Schlafenden stehen.

Dagegen können starke Felder im Körper schwache elektrische Ströme erzeugen, die die körpereigenen Ströme der Nerven überlagern und so beispielsweise Muskelverkrampfungen oder Herzflimmern auslösen können. Insbesondere Menschen mit einem Herzschrittmacher müssen Abstand halten. Von relativ starken niederfrequenten Feldern umgeben sind leistungsstarke Elektroheizungen, Elektromotoren und Trafos.

Hochfrequente elektromagnetische Felder

Hochfrequente Felder haben Frequenzen zwischen 100 Kilohertz und 300 Gigahertz. Hier treten elektrische und magnetische Felder immer gemeinsam auf. Sie verbreiten sich wellenförmig von der Quelle aus und lassen sich schlecht abschirmen.

Quellen hochfrequenter elektromagnetischer Felder sind unter anderem

  • Radio- und Fernsehsender
  • Mobilfunksendemasten
  • Basisstationen von schnurlosen Funktelefonen
  • WLAN-Stationen
  • Handys
  • Mikrowellenherde

Ob und wie weit hochfrequente elektromagnetische Felder die Gesundheit beeinflussen, ist umstritten. Viele Fachleute halten sie für unbedenklich. Trotzdem fürchten sich manche Menschen vor elektromagnetischer Strahlung und lehnen Mobilfunksendemasten in der Nähe ab.

Obwohl hochfrequente elektromagnetische Felder nur wenige Zentimetern in den Körper eindringen, können sie zu einer Erwärmung des Körpers führen. Deshalb hat der Gesetzgeber Grenzwerte festgelegt.

Übrigens, wer oft und gerne mit dem Handy telefoniert, muss sich um seine Gesundheit keine Sorgen machen: Eine aktuelle Übersichtsarbeit hat untersucht, ob die Nutzung von Mobiltelefonen mögliche gesundheitliche Auswirkungen hat. Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO beauftragte Untersuchung ergab keinen Zusammenhang zwischen dem Einwirken von Funkwellen durch Handys und Krebserkrankungen des Kopfes.

 

Quellen:

www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Gesund-wohnen-Tipps-fuer-gutes-Raumklima,raumklima122.html

www.blauer-engel.de/de/aktuelles/publikationen

www.umweltbundesamt.de/publikationen/gesund-umweltfreundlich-renovieren

www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/heizen-bauen/spanplatten-andere-holzwerkstoffe

www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/formaldehyd

www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/radon_node.html

www.planet-wissen.de/technik/energie/elektrosmog_unsichtbare_bedrohung/index.html

www.umweltportal.nrw.de/web/umweltbericht-2020/elektrosmog

www.aerzteblatt.de/nachrichten/153974/WHO-Studie-findet-keinen-Hinweis-auf-erhoehtes-Krebsrisiko-durch-Benutzung-von-Mobiltelefonen

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