Allergien mit Hyposensibilisierung behandeln: Hilft das?
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe. Es stuft zum Beispiel die Pollen von Gräsern und Bäumen als gefährlich ein und regt die Produktion von Antikörpern an, um den Körper vor den vermeintlichen Gefahren zu schützen.
Es kommt zu typischen Allergiebeschwerden wie einer verstopften oder laufenden Nase, tränenden, oft juckenden Augen sowie einem Hustenreiz. Die Hyposensibilisierung gilt bislang als die einzige Behandlungsmöglichkeit, die an der Ursache einer Allergie ansetzt. Dabei soll sich der Körper an den allergieauslösenden Stoff (Allergen) gewöhnen, damit weniger allergische Reaktionen auftreten. Fachleute sprechen auch von der spezifischen Immuntherapie.
Wie funktioniert eine Hyposensibilisierung?
Bei der Hyposensibilisierung werden bekommen Betroffenen geringe Mengen des Allergens . Dadurch wird versucht, dem Körper beizubringen, bei Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff anders zu reagieren.
Die Allergene werden entweder mithilfe von Spritzen verabreicht oder als Tabletten oder Tropfen direkt unter die Zunge gegeben, wo sie ein bis zwei Minuten gehalten und dann geschluckt werden. In regelmäßigen Abständen wird die Menge des Allergens erhöht, bis die individuelle Höchstgrenze erreicht ist. Eine Hyposensibilisierung dauert ungefähr drei Jahre.
Wann ist eine Hyposensibilisierung möglich?
Eine spezifische Immuntherapie ist nur in bestimmten Fällen und nicht bei allen Allergien die richtige Wahl. Sie ist beispielsweise möglich, wenn das Allergen eindeutig festgestellt werden kann und es ein geeignetes Präparat für die Hyposensibilisierung gibt.
Außerdem dürfen keine Erkrankungen vorliegen. Die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Beta-Blocker) darf ebenfalls nicht gegen die Therapie sprechen. Auch wenn die Vermeidung des Allergens nur schwer möglich ist, kann es sinnvoll sein, den Körper auf diese Weise daran zu gewöhnen.
Bei folgenden Allergien kann eine Hyposensibilisierung zum Einsatz kommen
- Gräser-, Getreide- und Kräuterpollen (Heuschnupfen)
- Baumpollen
- Hausstaubmilben
- Wespen- und Bienengift
Wie wirksam ist die spezifische Immuntherapie?
Vielen Allergiegeplagte können mit einer Hyposensibilisierung eine Verbesserung ihrer Symptome erreichen. Sowohl die Behandlung mit Spritzen als auch die Präparate zum Einnehmen bewirken bei Betroffenen in der Regel, dass weniger Symptome auftreten, weniger Medikamente benötigt werden oder dass sich die Allergie zumindest nicht verschlimmert.
Die Studienlage deutet darauf hin, dass Spritzen die Allergiebeschwerden etwas besser abschwächen als die Behandlung mit Tabletten oder Tropfen. Allerdings ist der Unterschied gering. Bei der Frage, welche Anwendungsweise die jeweils beste ist, kommt es auf die individuelle Lebenssituation und persönlichen Vorlieben der Betroffenen an.
So sind für eine Hyposensibilisierung mit Spritzen regelmäßige Arztbesuche in bestimmten Zeitabständen notwendig. Ist das im Alltag nicht praktikabel, ist eine andere Form der spezifischen Immuntherapie vielleicht die bessere Wahl. Fragen Sie dazu Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Gibt es Nebenwirkungen?
Es ist möglich, dass bei einer Hyposensibilisierung leichte Nebenwirkungen auftreten. Das ist bei über der Hälfte der Behandlungen der Fall. Typisch sind leichte allergische Reaktionen, wie Juckreiz, Niesen, tränende Augen, eine laufende Nase oder Atembeschwerden. Auch Müdigkeit und Kopfschmerzen können auftreten.
Bei Spritzen kann sich ein leichter Hautausschlag an der Einstichstelle bilden. Dabei handelt es sich um normale Reaktionen des Immunsystems, die meist vorübergehend sind. Sind die Reaktionen stärker, kann die Dosis verringert und zu einem späteren Zeitpunkt der Behandlung wieder gesteigert werden.
Gut zu wissen: Der Zeitpunkt ist nicht entscheidend
Einige Betroffene von Heuschnupfen meinen, dass es für sie schonender ist , die Hyposensibilisierung im Winter zu starten. Die Vermutung dahinter: Die Behandlung könnte während der Pollenzeit belastender sein. Die Studienlage bestätigt das aber nicht. Unabhängig von der Jahreszeit kommt es hier zu vergleichbaren Nebenwirkungen.
Quellen:
https://www.daab.de/allergien/wichtig-zu-wissen/behandlung/hyposensibilisierung