Inklusion bei der INTER
Gemeinsam erfolgreich sein – Engagiert für die Mitarbeiter
Inklusion ist eine gesellschaftliche Aufgabe und damit ein Teil der unternehmerischen Verantwortung. Wie die INTER dieser nachkommt, verrät Schwerbehindertenbeauftragte Sitta Friedrichs im Interview.
"Inklusion als gesellschaftliche Aufgabe und Teil der unternehmerischen Verantwortung"
Ein Schlaganfall, eine Krebsdiagnose oder ein Unfall – von heute auf morgen kann das Leben ein anderes sein. Viele Menschen bangen dann nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um ihren Arbeitsplatz. Kann ich meinem Beruf in Zukunft noch nachgehen? Welche Möglichkeiten der Unterstützung gibt es und wo beantrage ich sie? Fragen wie diese hört Sitta Friedrichs oft. Die 55-Jährige ist Schwerbehindertenbeauftragte bei der INTER. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit, ihren Antrieb und über die "Luft nach oben".
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Frau Friedrichs, Sie sind seit sieben Jahren Schwerbehindertenbeauftragte bei der INTER. Wie unterstützen Sie unsere Mitarbeiter mit Schwerbehinderung?
Sitta Friedrichs: "Zu mir kommen Mitarbeiter, die mit ganz unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen kämpfen: schmerzhaften Funktionseinschränkungen an der Wirbelsäule, psychischen Erkrankungen oder Krebserkrankungen. Die Krankheitsbilder sind sehr vielfältig und meine Aufgabe ist es erst einmal, die Auswirkungen einer Krankheit zu verstehen. Nur so kann ich unsere Mitarbeiter sinnvoll und zielgerichtet unterstützen. Ich möchte für sie eine Art „Wegweiser“ sein, der Ihnen durch den Behörden- und Antragsdschungel hilft. Sich durch Papiere und Paragrafen zu wühlen, dafür fehlt vielen in schwierigen Situationen verständlicherweise die Kraft. Also beantrage ich z.B. Änderungen der Schwerbehinderteneigenschaft beim Versorgungsamt oder lege Widerspruch gegen einen unbefriedigenden Bescheid ein. Natürlich unterstütze ich unsere Mitarbeiter auch beim Austausch mit der INTER. Ich begleite Gespräche im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements, um zu klären wie ein Arbeitsplatz sinnvoll ausgestaltet wird – z.B. mit Hilfsmitteln wie einem höhenverstellbaren Schreibtisch oder spezieller Soft- und Hardware. Aktuell beschäftigt mich natürlich auch das Thema „New Work“, schließlich sollen die Arbeitsplätze ja allen Mitarbeitern gerecht werden."
Sinnvoll ausgestattete Arbeitsplätze sind die eine Seite, unsere Mitarbeiter mit Schwerbehinderung sollen sich aber überall wohlfühlen. Wie setzt die INTER das um?
Sitta Friedrichs: "Wir denken natürlich nicht nur bis zum Ende des Schreibtischs, sondern berücksichtigen auch alle Wege drum herum. Da spielt Barrierefreiheit eine wesentliche Rolle, also der ungehinderte Zugang zum Arbeitsplatz, den Toiletten oder zum Parkplatz. Ebenerdige Parkplätze in den Tiefgaragen werden deshalb bevorzugt an unsere gehbehinderten Mitarbeiter vergeben. In der frisch sanierten Tiefgarage in der Direktion gibt es jetzt fünf speziell ausgewiesene Behindertenparkplätze, die Mitarbeiter und Besucher nutzen können. Unser Haupteingang ist mit einer rollstuhlgeeigneten Hebebühne ausgestattet und viele Türen sind bereits mit elektrischen Türöffnern versehen oder sie öffnen automatisch. Ich weiß natürlich: An einigen Stellen gibt es noch Nachbesserungsbedarf z.B. bei den behindertengerechten Toiletten im EG-Bereich. Ich tausche mich deshalb regelmäßig mit unserem Bereich Immobilienmanagement aus und bin sicher, dass diese Punkte bei künftigen Umbauarbeiten berücksichtigt werden."
Sie werden immer wieder mit ernsten Erkrankungen und traurigen Schicksalen unserer Mitarbeiter konfrontiert. Was treibt Sie an?
Sitta Friedrichs: "Ja, das lässt man auch nach Feierabend nicht einfach los. Oft bin ich die erste bei der INTER, die von der Krankheit eines Mitarbeiters – und damit auch Kollegen – erfährt. Da sind die gesundheitlichen Beeinträchtigungen für Außenstehende noch kaum sichtbar, ebenso das, was es für den Betroffenen bedeutet, damit umzugehen. Das ist oft hart und trotzdem empfinde ich meine Arbeit als Schwerbehindertenbeauftragte als Geschenk. Es ist mein Anspruch, unsere Mitarbeiter in diesen Situationen bestmöglich zu unterstützen. Jedes Mal, wenn ich helfen konnte, freut mich das und treibt mich weiter an. Ich weiß, wie schwer es für manche ist, um Hilfe zu bitten. Umso dankbarer bin ich, wenn mir die Mitarbeiter mit Offenheit und Vertrauen begegnen. Das ist nicht selbstverständlich und das schätze ich sehr. Mein Ansporn ist der Wunsch nach echter Inklusion. Menschen mit Schwerbehinderung sind ein integraler Teil der Mitarbeiterschaft, den es einzubeziehen und wertzuschätzen gilt."
Menschen mit Schwerbehinderung einbeziehen und wertschätzen – das klingt so einfach wie richtig. Warum brauchen wir trotzdem eine gesetzliche Schwer-behindertenquote von fünf Prozent?
Sitta Friedrichs: "Inklusion ist eine gesellschaftliche Aufgabe und damit Teil der unternehmerischen Verantwortung. Menschen mit Schwerbehinderung den Weg ins Unternehmen ebnen, ihnen die gleichen betrieblichen Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen oder den Arbeitsplatz bei schwerer Krankheit erhalten – all das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ist es aber leider noch immer nicht. Einzelne Unternehmen scheinen den gesetzlichen Nachdruck in Form einer Schwerbehindertenquote zu brauchen, um ihrer Verantwortung nachzukommen. Für mich zeigt die Erfüllung oder Nicht-Erfüllung der Quote, wie es um die sozialen Aspekte in einem Unternehmen bestellt ist. Die INTER liegt seit Jahren deutlich über den gesetzlich geforderten fünf Prozent, was wir jedes Jahr auch transparent darstellen. Das zeigt die Haltung und Glaubwürdigkeit der INTER, ihre soziale Verantwortung selbstverständlich zu leben."
Die Schwerbehindertenquote der INTER liegt aktuell bei 7,5 Prozent. Sehen Sie noch „Luft nach oben“?
Sitta Friedrichs: "Die Schwerbehindertenquote schwankt durch verstärkte Abgänge immer mal wieder. Manche Kollegen gehen früher in Rente und der ein oder andere wird leider auch erwerbsunfähig. Trotz dieser Schwankungen hält die INTER ihre Schwerbehindertenquote seit Jahren deutlich über der Fünf-Prozent-Marke. Daran sieht man, welchen Stellenwert die Schwerbehindertenvertretung im Haus hat. Im Jahr 2014 habe ich das Amt übernommen; seit 2018 darf ich es in Vollzeit begleiten. Am Bewerbungsablauf bin ich ebenfalls seit Jahren beteiligt. So bekommt jeder eine faire Chance, von sich zu überzeugen. Andererseits weiß ich natürlich: Dem Arbeitgeber eine schwere Erkrankung zu offenbaren, stellt für manche noch immer eine große Hürde dar; sie fürchten negative Folgen, Vorurteile und das Stigma der Schwerbehinderung. Da müssen wir weiterhin ansetzen und den Mitarbeitern diese Ängste nehmen – sie können auf die bestmögliche Unterstützung durch die INTER zählen. Also: Luft nach oben gibt es immer! Eine Quote über acht Prozent halte ich für durchaus realistisch."
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die differenzierte Verwendung verschiedener Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.