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Beitragsentwicklung in der
Privaten Krankenversicherung

GKV und PKV sind gleichermaßen von den steigenden Gesundheitsausgaben betroffen. In der PKV steigt der Beitrag dagegen weniger stark als in der GKV. Wir zeigen warum.

Das Wichtigste in Kürze zur Beitragsentwicklung in der Privaten Krankenversicherung

  • Die Beitragsentwicklung von PKV und GKV verlaufen sehr ähnlich.
  • Grund dafür sind steigende Kosten im Gesundheitswesen - davon sind beide Systeme gleichermaßen betroffen.
  • Erfreulich: Im Vergleich zur GKV steigen die Beiträge in der PKV bisweilen langsamer, was in den unterschiedlichen Finanzierungsprinzipien der beiden Systeme begründet sein könnte.

Beitragsentwicklung: PKV und GKV im Vergleich

Die Beiträge für die gesetzliche wie auch die private Krankenversicherung steigen, weil die Ausgaben im Gesundheitswesen kontinuierlich zunehmen und wir als Gesellschaft immer älter werden. Insbesondere in den letzten Jahren war ein deutlicher Anstieg der Leistungsausgaben in beiden Systemen zu verzeichnen.

Sie unterscheiden sich grundlegend in der Art der Finanzierung. Beispielsweise wird in der GKV jährlich auf die Einkommensentwicklung mit einer Anpassung der Beitragsbemessungsgrenze und der Erhöhung der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) reagiert. Auch Kürzungen im Leistungskatalog sind möglich. Kassenindividuell kommen noch die Zusatzbeiträge ins Spiel.

In der PKV passiert dagegen über Jahre nichts, weil die Beiträge erst beim Überschreiten der vom Gesetzgeber bestimmten Schwellenwerte überprüft und angepasst werden dürfen. Dies wird zudem von einem unabhängigen Treuhänder überwacht. Das kann dann dazu führen, dass auf einen Schlag eine hohe Anpassung notwendig wird.

Um solche Beitragssteigerungen abzufedern, bilden private Krankenversicherer Rückstellungen. Dieses Instrument hat die GKV nicht.

Hier bleiben die prozentualen Beitragssätze der Beschäftigten zwar relativ stabil. Die absolute Belastung steigt jedoch aufgrund von höheren Einkommen, Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze und höherer Zusatzbeiträge praktisch jährlich an. Und zu Leistungskürzungen kann es auch kommen.

  • Durchschnittliche Beitragsentwicklung PKV und GKV seit 2004

    2023 verzeichnete die Private Krankenversicherung (PKV) einen bemerkenswert starken Anstieg der Leistungsausgaben gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere im Bereich der Krankenhauskosten wurde eine Steigerung von 13,5 Prozent festgestellt, was dem Trend in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entspricht.

    Ein Blick auf die Entwicklungen der Beiträge in der Privaten Krankenversicherung (PKV) und Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zeigt über die Jahre hinweg ähnliche Trends. Von 2004 bis 2024 stiegen die Beitragseinnahmen pro Versichertem in der PKV durchschnittlich um 2,8 Prozent jährlich, in der GKV um 3,2 Prozent. (Quelle: Wissenschaftliches Institut des PKV-Verbandes (WIP)) 

    Die Analyse verdeutlicht, dass die Beitragsentwicklung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) konstanter ist, wohingegen die private Krankenversicherung (PKV) periodenweise keine Beitragserhöhungen vorsieht, gefolgt von starken Anstiegen infolge der Überschreitung gesetzlich vorgegebener Schwellenwerte. Dies resultiert aus den rechtlichen Vorgaben, die die Bedingungen für Beitragserhöhungen durch die Versicherungsunternehmen festlegen.

    Grafik Beitragsentwicklung GKV und PKV

Warum steigen die Beiträge zur GKV stärker als die PKV-Beiträge?

Bei der Gesetzlichen Krankenversicherung lässt sich eine Beitragserhöhung leicht nachvollziehen: Es wird ein allgemeiner prozentualer Beitragssatz durch den Gesetzgeber festgelegt, der gemeinsam mit einem möglicherweise anfallenden Zusatzbeitrag auf das Bruttoeinkommen jedes (beitragspflichtigen) Krankenkassenmitglieds angewendet wird. Da die Einkommen stetig steigen, steigt defacto auch der GKV-Beitrag. Zudem wird stetig, in aller Regel jährlich, die Beitragsbemessungsgrenze angehoben, bis zu der die Kassenbeiträge zu zahlen sind.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei den kontinuierlichen Beitragserhöhungen, ist der demografische Wandel. Mit einer alternden Bevölkerung steigt die Nachfrage nach medizinischer Versorgung, was zwangsläufig zu höheren Gesundheitskosten führt, die von allen Beitragszahlern auch für familienversicherte Angehörige oder sozial Bedürftige, mitfinanziert werden.

In der Privaten Krankenversicherung hingegen erfolgt die Berechnung des Beitrags nicht auf Grundlage des Einkommens, sondern spiegelt die individuellen Wünsche des Versicherten bei seinem persönlichen Versicherungsschutz wider. Zudem werden bei den PKV-Beiträgen Alterungsrückstellungen mit kalkuliert, die die Beitragshöhe trotz erwartbar steigender Gesundheitsausgaben stabilisieren.

Was beide Systeme gleichermaßen trifft, ist die Inflation, die in Form von steigenden Behandlungskosten durch teurere Energie, höhere Gehälter oder gestiegene Materialpreise besonders spürbar ist.

Warum steigen die Beiträge in der PKV? Die Gründe:

Wie werden PKV Beiträge kalkuliert?

In der Privaten Krankenversicherung (PKV) basiert die Kalkulation der Beiträge auf dem Äquivalenzprinzip. Hierbei wird von einer Gruppe ausgegangen, deren Mitglieder zum Zeitpunkt des Versicherungsbeginns das gleiche Alter haben und bei grundsätzlich gleicher Gesundheit sind. Für dieses Kollektiv müssen die Beitragseinnahmen über den gesamten Zeitraum hinweg ausreichen, um alle erwarteten Behandlungskosten abzudecken.

Die Festlegung der Beitragshöhe erfolgt zu Beginn des Vertrages. Ändert sich der Gesundheitszustand eines einzelnen Gemeinschaftsmitgliedes im Laufe der Zeit, hat dies keine direkten Auswirkungen auf den persönlichen Versicherungsbeitrag, denn der Kerngedanke einer Versicherung ist, dass die Gemeinschaft der Versicherten einzelne Krankheitsfälle gemeinsam trägt. Folglich gibt es keine individuelle Beitragsanpassung aufgrund einer Erkrankung.

Die medizinische Inflation ist ein unspezifischer Begriff, der die Steigerung von Leistungsausgaben in der Krankenversicherung beschreibt. Gepaart mit der demographischen Entwicklung der Gesellschaft (wir werden immer älter) hat sie einen großen Einfluss auf die Beitragsentwicklung der Krankenversicherungssysteme. Denn schon bei einer moderaten medizinischen Inflation von jährlich 1,5 Prozent, steigen beispielsweise die durchschnittlichen Beiträge bis 2060 um den Faktor 2,7. Und diese Steigerung bei den Ausgaben müssen heute schon in die Beitragskalkulation der PKV einfließen, um zukünftige Gesundheitsleistungen finanzieren zu können.

Beitrag zur Privaten Krankenversicherung im Alter

Ein charakteristisches Merkmal der Privaten Krankenversicherung ist die Bildung von Alterungsrückstellungen. Ein bedeutender Anteil der Beiträge, die Versicherte zahlen, wird dafür verwendet, um für zukünftige medizinische Kosten im Alter vorzusorgen.

Dieses Kapital dient dazu, die Beitragssätze im Rentenalter zu stabilisieren, sodass die eigene Alterung und der Gesundheitszustand keinen direkten Einfluss auf die Höhe des Krankenversicherungsbeitrags haben. 

Welche Rolle spielen Altersrückstellungen bei der Beitragsentwicklung in der PKV?

In der privaten Krankenversicherung dienen Alterungsrückstellungen dazu, die Beiträge stabil zu halten. In jüngeren Jahren werden die Beiträge bewusst höher kalkuliert als es für die Leistungsausgaben erforderlich ist. Der in jungen Jahren nicht benötigte Teil der Beiträge wird zinsbringend angelegt, um spätere, typischerweise höhere Leistungsausgaben zu finanzieren. Das dient dazu die Beitragshöhe langfristig zu sichern und stabil zu halten. Im Prinzip sorgt jede Generation so für sich selbst vor.